
NASKO & TARGATZ | NEW GENERATION
Kulturgeschichtlich hat das Arbeiten mit Keramik eine lange Tradition, so ist es in Japan schon 11.000 v. Chr. belegt. Dabei ist Keramik alles andere als „von vorgestern“. Das zeigen die Skulpturen von Sabine Nasko heute ganz eindrücklich.
Aus Raku – was übrigens auf Japanisch „Freude“ heißt – formt sie abstrakte Figuren, die an Unterwasserwelten erinnern. Da tummeln sich Quallen, Schnecken, Seeigel – und selbst die kleinsten Meereslebewesen bekommen ihren ganz besonderen Raum. Wie versteinerte Funde aus den Anfängen des Lebens auf der Erde sehen wir Ansammlungen von Seepocken, Hexentalern oder auch Meeresschnecken.
Die von Sabine Nasko getauften „Formationen“ scheinen wie Zellen, die sich teilen. Sie deuten Bewegung und Leben an. Und wie die Keimzelle jedes Lebewesens sich unendlich oft teilen muss, um in seine Form zu kommen, so wirken die Formationen wie die Keimzellen und damit der Anfang der vielen weiteren Nasko-Skulpturen, festgehalten in einem beginnenden Formationsstadium.
Ihre Skulpturen wirken wie in der Bewegung festgehalten. Es scheint fast so, als würden sie tanzen. Aber irgendetwas ist doch irgendwie „anders“. Bei genauerem Betrachten fällt auf, dass die wundersamen Meereswesen sowohl die Schwere der Form als auch deren Fragilität ausdrücken. Und das ist es auch, was Keramik im Allgemeinen innewohnt: Trotzdem sie zu den härtesten Materialien in der Kunst zählt, ist sie so unglaublich zerbrechlich. Kommt sie einmal ungünstig auf den Boden auf, splittert sie. Stark und gleichzeitig fragil: Das macht die phantasievollen Kunstwerke genau wie das Leben im Wasser und an Land so wertvoll.
Auch Maximilian Targatz beschäftigt in seinen Arbeiten die Natur und besonders das immer wieder neue Zusammensetzen ihrer Fragmente. Er macht sich das Prinzip der Wiederholung zum Thema.
Durch seine meist schwarz-weißen Bilder rollen Wellen, fallen Tropfen wie Regen, stoßen Lichtstrahlen aus dem Himmel auf Bergformationen, mäandern sich ganze Tropfsteinvorhänge, fliegen Holzfragmente neben Energie-saugenden schwarzen Löchern und Planeten schweben durch den Sternenhimmel. Das alles KÖNNTEN die Eindrücke sein, die Sie heute beim Betrachten von Maximilian Targatz Arbeiten bekommen. Und genau das ist das Interessante daran: Jeder Ihrer ganz eigenen und persönlichen Assoziationen scheint hier richtig zu sein und vom Künstler gewollt, denn er lässt Ihnen enorm viel Freiraum bei einer gleichzeitig starken Bildsprache. Denn nichts daran wirkt zerbrechlich. Die Fragilität wohnt eher dem Entstehungsprozess des Auseinandernehmens der ursprünglichen Formen inne.
Das Prinzip der Wiederholung zeigt uns als Betrachter: Hier ist nicht nur das Dargestellte wichtig, hier ist die Darstellung an sich wichtig. Das Kunstwerk, das wir vor uns haben, ist an sich schon „das Ding“ und somit als eigenständig zu sehen.
Text: Victoria Romei
Vernissage: 08.04.2017 | 19 Uhr
Ausstellung: 08.04. – 07.05.2017
Öffnungszeiten:
Donnerstags 18 – 20 Uhr
Sonntags 15 – 18 Uhr
Galerie Hugo 45
Hugo-Luther-Straße 45
38118 Braunschweig